Sonntag, 12. Februar 2012

EL TIEMPO – DAS WETTER
Abgesehen vom Anreisetag, an dem es auf meiner Fahrt durch die Berge  vom Flughafen Asturias nach León geschüttet hat, hat mich León mit strahlendem Sonnenschein begrüßt. In meiner ersten Woche hier war kaum eine Wolke am Himmel zu finden. Das heißt aber nicht, dass es warm ist. Die Temperatur pendelt zirka zwischen -5°C in der Nacht und maximal +5°C am Tag. "Hace frío" - "Es ist kalt" ist das, was man momentan am meisten hört.
Nachdem Spanien die gleiche Zeitzone wie Österreich hat, aber doch viel weiter südwestlich liegt, geht die Sonne hier erst zirka um 19:00 unter. Das ist sehr angenehm, weil man noch viel mehr vom Nachmittag hat. Dafür wird es auch erst um 8:00 langsam hell.
Kathedrale von León

LA CIUDAD – DIE STADT
In der Früh ist in den Straßen noch nicht viel los. Die Geschäfte öffnen um 10:00, sperren aber größten Teils um 14:00 wieder zu um eine zwei- bis dreistündige Mittagspause zu machen. Generell ist die Stadt aber sehr belebt. Kleine Geschäfte gibt es massenhaft.
Palast von Gaudí
Das Zentrum von León ist von einer Stadtmauer umgeben. Innerhalb findet man enge Gassen, hübsche Plätze und natürlich auch prachtvolle Kirchen. Die zwei bekanntesten sind die Kathedrale von León und die Basílica de San Isodoro. Da der Jakobsweg durch León führt, sieht man auch hin und wieder ein paar Pilger, aber momentan ist wohl nicht die ideale Wanderzeit. Abgesehen davon habe ich León noch keinen einzigen Touristen gesehen. Ich bin, glaube ich, die Einzige, die mit einer Kamera durch die Stadt läuft.
Basílica de San Isodoro
Es gibt ein Viertel in León, das voll mit (Tapas-)Bars ist und am Abend erst richtig zum Leben erwacht. Es ist unglaublich, wie viele Bars es in dieser kleinen Stadt gibt. Die Studenten sind wohl eine gute Kundschaft.

LA GENTE – DIE LEUTE
Mit den Menschen habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Mir scheinen alle sehr nett, hilfsbereit und geduldig zu sein, besonders wenn sie merken, dass man die Sprache nicht hundertprozentig beherrscht.
Das gilt auch für meine Mitbewohner. Momentan wohne ich mit einem Spanier und zwei Spanierinnen zusammen, wobei eine davon aber nächste Woche auszieht. Sie haben sich in den ersten Tagen sehr um mich gekümmert. Gleich am ersten Tag hat mich mein Mitbewohner zur Uni begleitet danach in die Stadt zu einer Versicherung und einer Bank, um eine Versicherung abzuschließen, die für alle internationalen Studenten verpflichtend ist. Dabei hat er mir auch gleich ein bisschen das Zentrum gezeigt.

LA COMIDA – DAS ESSEN
Am ersten Abend sind wir zu dritt auf eine kleine Tapastour gegangen. León ist bekannt für seine Tapaskultur (Ir de Tapas). Man bestellt einen Corto (z.B. kleines Bier,…) und zahlt dafür meist so zwischen 1,00€ und 1,20€. Dafür bekommt man ein kleines Getränk (1/8l) und einen kleinen Teller Tapas (z.B. Tortilla, Spieße, Bratkartoffeln,…). Man geht dann nicht nur in eine Tapasbar, sondern in mehrere und wenn man 3-4 Cortos getrunken und die Tapas dazu gegessen hat, hat man praktisch schon Abend gegessen.
Meine Mitbewohner und ein Teller Tapas
An einem Nachmittag habe ich meinen Mitbewohnern einen Spaziergang durch die Altstadt gemacht. Dabei habe ich, glaube ich, fast alles gesehen, was es so zu sehen gibt.

Plaza Mayor mit Alexia
Danach haben wir ein Wohngemeinschaftsabendessen gehabt. Gesund war es nicht, aber von allem etwas. Um ihnen ein österreichisches Essen zu zeigen, habe ich ein paar Wiener Schnitzel gemacht. Der spanische Teil war ein Tintenfisch-Ei-Aufstrich. Vom Italiener haben wir Pizza bestellt. Der Salat dazu hat wenigstens ein paar Vitamine geliefert.
WG-Abendessen


Mit dem Essen ist es generell so, dass alles erst viel später ist. Um 14:00 oder 15:00 isst man zu Mittag und am Abend irgendwann zwischen 21:30 und 23:00. Ich passe mich langsam an. Zu Mittag funktioniert das recht gut, am Abend ist es mir aber einfach zu spät.
Irgendwann werde ich wohl das österreichische Essen vermissen, zum Beispiel das Schwarzbrot. Es gibt aber zumindest Körndlbrot, das so halbdunkel ist. Was mir jetzt schon ein bisschen fehlt, sind vernünftige Milchprodukte. Milch findet man hier nicht im Kühlregal, sondern zum Beispiel neben den Nudeln. Es gibt nur Haltbarmilch. Die Spanier lieben, glaube ich, trotzdem Milch. Als ich in Elektrogeschäften auf der Suche nach einem Wasserkocher war für meinen Tee, habe ich haufenweise Milchwärmer gefunden, aber Wasserkocher nur einen. Was meine Liebe zu Tee betrifft, bin ich sowieso im falschen Land. Gestern habe ich in einer Bar einen Tee mit Milch bestellt (Té con leche). Bekommen habe ich heiße Milch mit einem Teebeutel J

EL PISO – DIE WOHNUNG
Die Wohnung, in der ich wohne, liegt zwischen Uni und Stadtzentrum, 10 Minuten zur Uni, 15 Minuten ins Zentrum. Es gibt eine Küche, ein Bad und ein Wohnzimmer - das alles wird gemeinschaftlich genützt - und drei Zimmer. Mein Zimmer ist recht klein (geschätzte 8m²), aber mir gefällt es. Und noch dazu ist es relativ leicht zu heizen. Die Heizung ist ein bisschen ein Problem. Ich wohne ja gerne so bei zirka 22°C, aber hier ist sie meistens nur auf 15°C eingestellt. Ich glaube, das das heizen auf über 20°C relativ hohe Rechnungen verursachen würde, da eine Gebäudeisolation kaum oder nicht vorhanden ist. Jetzt habe ich mir einfach einen kleinen Radiator zugelegt. Mit dem lässt sich mein kleines Zimmer schnell ein bisschen aufwärmen. Aber im Frühling  verschwindet das Problem ohnehin.
Mein Zimmer
Ich muss sagen, ich fühle mich wirklich sehr wohl hier in der Wohnung, auch weil ich so angenehme Mitbewohner habe.

LA UNIVERSIDAD – DIE UNIVERSITÄT
Im Vergleich zu Leoben ist die Uni relativ groß, aber das ist ja auch nicht wirklich schwierig. Es gibt über 13.000 Studenten und einige Fakultäten von Recht über Sport bis zu Veterinärmedizin. Ich werde an der Facultad de Ciencias Económicas y Empresiales und an der Escuela de Ingenería Industrial y Informática einige Kurse belegen. Wie meine Kurse sind, kann ich noch nicht sagen. Sie beginnen erst kommende Woche.
Am Freitag gab es einen Willkommenstag für alle neu angekommenen internationalen Studenten. Bei dieser Veranstaltung waren schätzungsweise zwischen 70 und 100 Leute vor allem aus Mexiko, Italien, Russland, Polen und Brasilien. Ein paar Deutsche und eine weitere Österreicherin habe ich auch gefunden.
Neben den eigentlichen Vorlesungen gibt es ein großes Angebot an Sportaktivitäten, Sprachkursen, Kulturprogramm und Reisen. Das erste Ausflugsangebot nach Astorga habe ich gleich wahrgenommen.
EL IDIOMA – DIE SPRACHE
Teilweise ist es noch ein bisschen schwierig alles zu verstehen beziehungsweise sich verständlich zu machen. Es gibt vieles, das ich im Spanischkurs vielleicht einmal gelernt habe, das man dann aber im Kurs nie mehr wieder verwendet. Im alltäglichen Sprachgebrauch kommt es dann aber doch viel häufiger vor als man gedacht hätte. Auch an einige kurze Redewendungen, die ständig verwendet werden, muss ich mich erst gewöhnen.
Generell funktioniert es aber sehr gut. Ich höre und spreche eigentlich den ganzen Tag nur Spanisch, bei meinen Mitbewohnern daheim, in den Geschäften, auf der Uni und mit den anderen Austauschstudenten, selbst mit den anderen deutschsprachigen Austauschstudenten. Es wird von Tag zu Tag einfacher und meine Vokabelliste wird von Tag zu Tag länger J